Frank Nitsche

*1974 Görlitz
lebt und arbeitet in Berlin

jeez Seit Jahrzehnten beobachtet Frank Nitsche mit forensischem Interesse die Formen, die unsere Umwelt prägen. Er sammelt das Groteske, das im Modernen steckt und legt bändeweise Alben an, in denen er wie ein Taxonom die Deformationen zusammenträgt, die unser Gestaltungswille hinterlässt. Nitsche untersucht nicht den historischen Hergang, sondern die visuelle Spur, die ein Prozess hinterlässt. Er trägt Typografien und Werbesticker nach Hause und erzeugt so eine Formenkunde der globalen Industriegesellschaften: ein Vorrat an Linien und Kurven, Körpern und den Verhältnissen zwischen ihnen.

Über die Zeit ist in Frank Nitsches Werk eine unaufdringliche Körperlichkeit erwachsen, ohne die Strenge architektonischer Elemente aus einem Reservoirs rekombinierbarer Zungen und Achsen, Kurven und Kreise, Quadrate und Bögen, Säume und Parallelogramme zu ignorieren. Dabei ist durch den Betrachter in jeder Leinwand der Prozess aus Linienführung, Konturierung, Überlagerungen und Abschleifungen, Abtönung der Flächen, Drehung des Bildkörpers, Korrekturen und Überarbeitungen nachzuvollziehen, ohne den die so unglaublich verdichteten Oberflächen nicht entstehen könnten.

Nitsches Arbeiten profitieren von einer profunden zeichnerischen Ausbildung an der Dresdener Akademie und verleiben sich handwerklich virtuos popkulturelle Zeichen ein, die am Ende aber immer hinter eine malerische Formentscheidung zurücktreten. Darin liegt letztlich auch die Melancholie der Gemälde und Zeichnungen – und ihre unbändige Komik. Frank Nitsches Bilder dokumentieren unbeugsam die Behauptungsfähigkeit des menschlichen Blicks gegen die Macht der Automatismen.

jeez For decades, Frank Nitsche has been observing with forensic interest the forms that mold our environment. He collects the grotesque that is inherent in modernity and creates albums of volumes in which he compiles, like a taxonomist, the deformations that our will to design leaves behind. Nitsche does not investigate the historical course of events, but rather the visual trace that a process leaves behind. He carries typographies and advertising stickers home, creating a study of forms in global industrial societies: a store of lines and curves, bodies and the relationships between them.

Over time, an unobtrusive physicality has grown up in Frank Nitsche‘s work, without ignoring the rigor of architectural elements from a reservoir of recombinable tongues and axes, curves and circles, squares and arcs, edges and parallelograms. In each canvas, the viewer can follow the process of lineation, contouring, overlaid surfaces and abrasions, tinting of the surfaces, twistings of the entire pictorial object, corrections and reworking, without which the incredibly dense surfaces could not be created.

Nitsche‘s works profit from his profound training as a draftsman at the Dresden Academy. With artisan virtuosity, he appropriates pop-cultural signs that, however, ultimately always step back behind a painterly form decision. That is the source of their melancholy – and their irrepressible humor. Nitsche’s pictures unbendingly document the ability of the human gaze to resist the power of automatisms.

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