Jaakov Blumas

* 1953, Vilnius (Litauen), lebt und arbeitet in Hamburg
1953-71          Vilnius, Litauen
1971-82          Haifa, Tel-Aviv, Israel
1982-heute  Hamburg, Deutschland


1982–89 Studium der Freien Kunst an der
Hochschule für Bildende Künste, Hamburg
Einzel-und Gruppenausstellungen u. a. in Deutschland,
Italien, USA, Israel, Russland, Japan, Lettland, China

EIDOS
GEOMETRIE UND MALEREI ... In meinen Bildern stehen sich zwei Positionen gegenüber: die malerische und die streng geometrische. Ich habe die Vorstellung, dass ich in meinen Bildern ein Straßenschild mit einer Baumkrone verbinden muss. Das Atmosphärische, Weiche und Langsame soll dem Schnellen, dem Signalhaften gegenübergestellt werden. Die Linien in meinen Bildern werden mit Lineal und Schablonen gezogen. Ihre Form ist mathematisch nachvollziehbar, so dass etwas wie eine Handschrift nur durch die Spur des Pinsels entsteht...

RAUM ... Die Frage nach dem Raum ist in meiner Arbeit immer präsent. Es besteht die Möglichkeit, ihn perspektivisch zu konstruieren oder malerisch zu definieren. Der malerische und der perspektivische Raum stehen meist in Diskrepanz zueinander...

ZEIT ... Ich arbeite mit der Überlagerung unterschiedlicher Wahrnehmungsgeschwindigkeiten - einem Vorgang, der mit der gleichzeitigen Beobachtung unterschiedlich beschleunigter Entwicklung von belichtetem Fotopapier zu vergleichen ist. Es gibt Elemente, die sehr schnell zu erkennen sind. Die anderen brauchen mehr Zeit, sich zu behaupten - im Idealfall ein nie endender Prozess.

GEDÄCHTNIS ... Mich beschäftigt das Verhältnis zwischen Wahrnehmung und Gedächtnis: Ich sehe ein Bild, nehme es auf und speichere es in meinem Gedächtnis. Nur - ein Gedicht kann man auswendig lernen. Was ist mit einem Bild? Kann man ein Bild auswendig lernen?

GLEICHGEWICHT ... Symmetrie und Gleichgewicht spielen für meine Arbeit eine wichtige Rolle. Es gibt ein bekanntes Phänomen: Legt man auf ein Blatt Papier auf gleicher Höhe rechts und links ein Fünfmarkstück, dann erscheint das rechte Fünfmarkstück größer als das linke. Diese Beobachtung kann man auch an Ikonen überprüfen, wenn man diese im Spiegel anschaut. Sie sind oft in einem Dreiersystem aufgebaut: Große Figur in der Mitte, kleinere rechts und größere links. Spiegelt man es, fallen alle Figuren nach rechts um. Die Symmetrie in meinen Bildern wird begleitet von der Frage nach dem Gleichgewicht. Sollte ich in einer scheinbaren Spiegelung Gleichgewicht herstellen wollen, muss ich das Gleiche unterschiedlich malen.

BILDENTWICKLUNG ... Grundsätzlich habe ich eine klare Vorstellung von der Plattform, aus der heraus ich die Ideen entwickle - so dass ich immer überprüfen kann, was für ein Bild in einem speziellen Gedanken Platz haben kann. Ich beginne mit einer ziemlich konkreten Idee. Ich weiß allerdings nie ganz genau, wie das Bild als Ergebnis aussieht. Während der Arbeit am Bild überprüfe ich praktisch jeden Zustand, ob er der Idee entspricht oder nicht. Ich mache immer wieder Entwürfe - von Anfang an und immer wieder, während sich das Bild entwickelt. Wie funktioniert das Ganze? Entspricht das Ganze dem, was ich eigentlich konzipiert habe. Oder wohin hat es sich entwickelt? Jede Arbeit wird modifiziert, immer wieder, weil ganz oft der geplante Weg nicht gangbar ist, nicht so verläuft, wie ich es mir vorstelle. Dann suche ich einen anderen Weg, der zu einem Bild führt - einem Bild, in dem Hierarchien austauschbar sind...

VARIABLER RAUM... Meine Forschungsfelder umfassen das Tafelbild, den dreidimensionalen Raum, den malerischen Raum, den realen Raum und den kinetischen Raum. Einige meiner Arbeiten bestehen aus modularen Elementen, die sich variabel zusammenfügen lassen. Gedankenansätze, die ich als „Gebrauchsanweisungen“ für mögliche Formationen bezeichne, präsentiere ich in kurzen Videos auf meiner Webseite.

EIDOS
GEOMETRY AND PAINTING ... There are two opposing positions in my paintings: the painterly and the strictly geometric. I have the idea that I have to combine a street sign with a treetop in my paintings. The atmospheric, soft and slow should be juxtaposed with the fast, the signal-like. The lines in my pictures are drawn with a ruler and stencils. Their form is mathematically comprehensible, so that something like a handwriting is created only by the trace of the brush...

SPACE ... The question of space is always present in my work. It is possible to construct it in perspective or to define it in painting. The painterly and the perspective space are usually in discrepancy to each other...

TIME ... I work with the superimposition of different speeds of perception - a process that can be compared to the simultaneous observation of differently accelerated development of exposed photographic paper. There are elements that can be recognized very quickly. The others need more time to assert themselves - ideally a never-ending process.

MEMORY ... I am interested in the relationship between perception and memory: I see an image, take it in and store it in my memory. But you can memorize a poem. What about a picture? Can you memorize a picture?

EQUILIBRIUM ... Symmetry and balance play an important role in my work. There is a well-known phenomenon: if you place a five-mark piece on the right and left of a sheet of paper at the same height, the right-hand five-mark piece appears larger than the left-hand one. This observation can also be verified by looking at icons in a mirror. They are often arranged in a system of three: Large figure in the center, smaller on the right and larger on the left. If you mirror it, all the figures fall over to the right. The symmetry in my pictures is accompanied by the question of balance. If I want to create balance in an apparent mirror image, I have to paint the same thing differently.

IMAGE DEVELOPMENT ... Basically, I have a clear idea of the platform from which I develop the ideas - so that I can always check what kind of image can fit into a particular thought. I start with a fairly concrete idea. However, I never know exactly what the picture will look like as a result. While working on the picture, I check practically every condition to see whether it corresponds to the idea or not. I keep making drafts - from the beginning and again and again as the picture develops. How does the whole thing work? Does the whole thing correspond to what I actually conceived? Or where has it developed into? Every work is modified, again and again, because very often the planned path is not feasible, doesn‘t work out the way I imagined. Then I look for another path that leads to an image - an image in which hierarchies are interchangeable...

VARIABLE SPACE... My fields of research include the panel painting, three-dimensional space, painterly space, real space and kinetic space. Some of my works consist of modular elements that can be variably assembled. I present ideas, which I call “instructions for use” for possible formations, in short videos on my website.

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